Ausgezeichnet für Nachhaltigkeit: Drei NRW-Unternehmen steuern um

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PRESSEMITTEILUNG der Stiftung GEMEINWOHL ÖKONOMIE NRW

Zertifikatsverleihung an der Universität Paderborn / Systematisch mehr fürs Gemeinwohl tun

Am 31. Oktober erhalten drei Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen Zertifikate für ihre ersten Gemeinwohl-Bilanzen. Mit diesem Berichtsformat wird sichtbar, was der Caritasverband Ruhr-Mitte, das Hofgut Schloss Hamborn und die Paderborner Energieberatung WERK.E bereits zur nachhaltigen Entwicklung beitragen und auch, was sie noch verbessern können.

„Aktuell wird viel über Nachhaltigkeits-Regulierung aus Brüssel gesprochen“, erläutert Berater Dr. Christoph Harrach von der Steinheimer Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW. „Das betrifft bisher nur große Unternehmen. Umso lobenswerter ist es, dass die beteiligten Firmen schon jetzt ihre sozial-ökologischen Auswirkungen in den Blick nehmen“.

Drei Bilanzen, viele Effekte
Caritas-Vorstand Dominik Spanke freut sich darüber, dass sich „abteilungsübergreifend eine neue Form des Zusammenwirkens etabliert“ habe. „Eine GWÖ-Bilanz erstellt man nicht nebenbei“, verdeutlicht sein Vorstandskollege Alexander Mauer: „Wir haben unsere Mitarbeitenden zur Beteiligung aufgerufen und vorbereitende Workshops veranstaltet. Durch diese Partizipation werden auch die Ergebnisse akzeptiert und inhaltlich nachvollzogen.“ Als konkretes Verbesserungsprojekt sei eine Befragung der Zuliefererbetriebe geplant, ergänzt Nachhaltigkeitsmanagerin Petra Backhoff. „Ebenso wollen wir noch in diesem Jahr ein Stimmungsbild in der eigenen Belegschaft erheben und haben beschlossen, unsere Auswirkungen auf Umwelt und Klima durch weitere Managementmaßnahmen regelmäßig zu erfassen und zu bewerten und damit letztendlich unseren Fußabdruck zu verringern“.

Für Gerd Bögeholz vom Hofgut Schloss Hamborn war die Gemeinwohl- Bilanzierung ein Weg, „unseren nachhaltig-ökologischen Ansatz sichtbarer zu machen. Dies ist ein klares Ergebnis der Bilanzierung gewesen, sie hat uns aber gleichzeitig Schwachstellen vor Augen geführt.“ So stehe für das Hofgut in nächster Zeit „die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation wie auch die Optimierung der Dokumentation im Vordergrund.“ Hierzu seien Projekte bereits eingeleitet, z.B. der neue Laden „Feld & Farm“ in Paderborn.

Was das Team von WERK.E sich vornimmt, schildert Nachhaltigkeitsmanagerin Larissa Goldschmidt: Zentrales Ziel sei es, eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu verankern und alle Arbeitsprozesse so nachhaltig wie möglich zu gestalten. „Daran arbeiten wir aktiv und konnten erste Verbesserungen bereits umsetzen. Wir haben das Wohl unserer Mitarbeitenden noch stärker in den Fokus gerückt, indem wir ihnen durch kostenfreie Workshops in unterschiedlichen Lebensbereichen zur Seite stehen und unsere gesamte Zuliefererkette nach ökologischen und sozialen Standards umgestellt haben. Darüber hinaus haben wir unser Angebot zu Mobilität und betrieblicher Gesundheitsförderung weiter ausgebaut“.

Beratungsteams aus BWL-Studierenden
Unterstützung bekamen alle drei Unternehmen von BWL-Studierenden am Lehrstuhl von Prof. Dr. René Fahr, Vizepräsident der Universität Paderborn. „Für Bildungsangebote zur nachhaltigen Entwicklung sind zukünftige Entscheiderinnen und Entscheider eine wichtige Zielgruppe“, erläutert Berater Christian Einsiedel von der Stiftung. Dabei gehe es nicht nur um trockene Theorie, sondern vor allem um Gestaltungskompetenz und Reflexionsfähigkeit. „Die Studierenden konnten vom Uni-Seminar direkt in die Beratungsrolle schlüpfen und diese Kompetenzen so ideal weiterentwickeln. Gleichzeitig haben auch die Unternehmen von der Zusammenarbeit profitiert und viele neue Ideen mitgenommen“, so Einsiedel.

„Der Prozess war sehr spannend und aufschlussreich“, bestätigt Gerd Bögeholz vom Hofgut. „Vor allem die Interviews durch die Studierenden waren sehr interessant und haben zu einem gemeinsamen Lerneffekt geführt.“ Auch Dominik Spanke vom Caritasverband sieht „die Zusammenarbeit mit dem Beratungsteam sowie die offene und wertschätzende Kommunikation aller Beteiligten“ als Highlight, ebenso wie Larissa Goldschmidt von WERK.E: „Besonders hervorzuheben sind für uns die externen Perspektiven der Studierenden und anderen Teilnehmenden, die unsere interne Sicht hervorragend ergänzt haben.“

Alle drei Firmen sind gemeinsam durch den Prozess gegangen und stellen ihre Berichte nun online. Darin liege „eine weitere Besonderheit der Gemeinwohl-Bilanz“, so Berater Dr. Christoph Harrach Sie sei mehr als reines Marketing mit Nachhaltigkeitsthemen, weil nicht nur über Positives, sondern auch über kritische Themen berichtet werden müsse. „Diese Transparenz regt Organisationsentwicklung an“, ergänzt sein Kollege Christian Einsiedel.

WERK.E-Geschäftsführer Sebastian Hund bestätigt, dass die Gemeinwohl-Bilanz „einen tiefgehenden und reflektierten Blick auf das eigene Unternehmen ermöglicht, den man selten auf andere Weise erhält. Dabei werden nicht nur praxisnahe Tipps zur Umsetzung gegeben, es wird auch Raum für Diskussionen geschaffen.“

Caritas-Vorstand Alexander Mauer hebt hervor, „dass Leistung und Erfolg auch bei Wohlfahrtsunternehmen weitaus mehr sind, als eine rein ökonomische Betrachtung darstellen kann. Aspekte wie Menschen würde, Gerechtigkeit, Mitbestimmung sowie die Auswirkungen unseres umwelt- und klimarelevanten Handelns spielen für die Gesellschaft eine existenzielle Rolle und bedeuten die Grundlage unseres täglichen Handelns.“ Sein Kollege Dominik Spanke empfiehlt daher auch anderen Firmen, sich diesem Prozess zu stellen: „Veränderungen gehören zum Bestehen in der heutigen Zeit dazu. Wir alle müssen gemeinsam ein aktiver Teil der anstehenden Transformation sein.“

Verliehen werden die Zertifikate im Anschluss an den Vortrag „Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie“ von Gemeinwohl-Ökonomie Pionierin Dr. Antje von Dewitz. Das Event ist öffentlich und beginnt am 31.10. um 16:15 Uhr im Hörsaal L1 der Universität Paderborn.

HINTERGRUND-INFORMATIONEN

Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine 2010 gegründete zivilgesellschaftliche Bewegung. Sie ist demokratisch organisiert und wird als lernendes System in Arbeitskreisen und einem weltweiten Netz von Regionalgruppen beständig weiterentwickelt. Ihr Ziel: Unternehmen, Kommunen und Bildungseinrichtungen dabei zu unterstützen, ihre Tätigkeit stärker mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sowie demokratischen Grundwerten in Einklang zu bringen. Das Instrument der Gemeinwohl-Bilanz wird von dieser Bewegung beständig weiterentwickelt.
Infos: ecogood.org/de

Prof. Dr. René Fahr ist Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insb. Corporate Governance an der Universität Paderborn und wissenschaftlicher Direktor des Experimentallabors der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Seit Juni 2019 ist René Fahr Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer der Universität Paderborn.
Infos: hni.uni-paderborn.de/bee

Die gemeinnützige Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW wurde 2017 auf private Initiative gegründet, ist wirtschaftlich und parteipolitisch unabhängig und setzt sich für einen Wandel der Wirtschaft hin zur Gemeinwohl-Ökonomie ein: Ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sollten gleichberechtigt entwickelt werden, denn Wirtschaften mit wachsendem Ressourcenverbrauch ist in einer begrenzten Welt auf Dauer unmöglich.
Infos: stiftung-gwoe.nrw

Ihre Ansprechpartner: 

Dr. Christoph Harrach

+49 177 6331831

christoph.harrach@stiftung-gwoe.nrw

 

Christian Einsiedel 

+ 49 170 6163331

christian.einsiedel@stiftung-gwoe.nrw