Abweichungen zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis

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Der Energieausweis ist das Standardwerkzeug zur energetischen Bewertung von bestehenden Gebäuden. Die Standardisierung, Praktikabilität und Vergleichbarkeit des Energieausweises führt jedoch auch zu einigen Schwächen. Diese Schwächen sind abhängig von der Art des Energieausweises:

Bei bedarfsbasierten Energieausweisen bedeutet das:

Die technischen Daten der Gebäudehülle werden in der Regel extrem groben Tabellen entnommen und stimmen häufig nicht mit den tatsächlichen Eigenschaften überein, gerade wenn in der Vergangenheit keine Standardbauteile verwendet wurden.
Die Werte für Lüftungsverluste und Wärmebrücken sind für alle bestehenden Gebäude festgelegt, unabhängig vom tatsächlichen Zustand.
Die Bewertung der Anlagentechnik erfolgt sehr grob aufgelöst. Details, wie beispielsweise eine von der Außentemperatur beeinflusste Systemspreizung, finden keine Anwendung. Dies hat jedoch einen deutlichen Einfluss auf den anlagentechnischen Wirkungsgrad.

Bei verbrauchsbasierten Energieausweisen:

Die Abhängigkeit vom Heizverhalten und von der Art der Nutzer sorgt für sehr starke Ungenauigkeiten.

Bei beiden Verfahren:

Als Klimareferenzort wird immer Potsdam verwendet, die klimatischen Bedingungen in Deutschland können jedoch variieren.
Um die Abweichung zu verdeutlichen, wurde eine Stichprobe von 11 vorliegenden Energieausweisen, bei denen sowohl der Energiebedarf als auch der Energieverbrauch bewertet wurde, herangezogen. Untersucht wird die Abweichung des Endenergiebedarfs zwischen bedarfsbasierten und verbrauchsbasierten Energieausweisen. Folgende Ergebnisse wurden dabei gewonnen:

Die durchschnittliche Abweichung zwischen Endenergiebedarf, berechnet nach DIN 4108, und den tatsächlichen Energieverbräuchen beträgt 20,8%. Die größte Abweichung hat dabei Energieausweis Nr. 6 mit einem um 56,5% höheren Energieverbrauch im Vergleich zum Energiebedarf.  In 10 von 11 Fällen ist der errechnete Energiebedarf kleiner als der tatsächliche Verbrauch.

Es ist anzunehmen, dass der wesentliche Teil der Abweichung durch das nicht normgerechte Nutzen der Gebäude und durch Unschärfe und Vereinfachungen in der Norm entsteht.